20.-23.07.2017 – Deichbrand Festival – Seeflughafen Cuxhaven/Nordholz

Das Festival an der Nordsee – oder aber „Nass sein geht auch ohne Meer“
Es regnet im Norden Deutschlands. Das hindert allerdings knapp 50.00 Musik-Fans nicht daran ihr Hab und Gut zusammen zu raffen und sich auf den Weg in den Norden, zum Deichbrand Festival, zu machen.
Musikalisch ging es am Freitag nach mit Le Fly und Odeville und Frida Gold auf der Waterstage los. Immer im Wechsel mit der Firestage, stehen an diesem Festivaltag unter anderem In Extremo, Wanda und Trailerpark auf den Bühnen. Im Palastzelt konnte man in Form von den Rogers den ersten Düsseldorfer Besuch an diesem Tag erleben. Wenn man nicht genug von ihnen bekommen konnte, hatte man später am Tag noch die Chance die Rogers auf der Jever Stage im Jever Zelt zu sehen.
The Bitter End heißt es das erste Mal um 22.15 Uhr, denn Brian Molko und Stefan Olsdal, allseits bekannt als Placebo, stehen auf der Firestage. Der ein oder andere mag „Every You Every Me“ im Set der Band vermisst haben, findet man doch aber schnell in Hits wie „Song To Say Goodbye“ oder „Special Needs“ die Freude am Auftritt der Briten wieder.
Den Abschluss am Freitag machen die Broilers aus Düsseldorf. Nach ihren kürzlich gespielten Warm-Up Shows im kleineren Rahmen, forderten die Düsseldorfer jetzt alles von ihrem Festivalpublikum. Klassiker wie „Meine Sache“ und „Ruby Light & Dark“ bringen die Massen sofort zum Kochen. Auch bei ruhigeren Klängen bekommt Sänger Sammy den Zuspruch des Publikums. „Nur nach vorne gehen“ und „Ihr da oben“ bekannt als Balladen der Band kommen live vermutlich noch besser an als auf Platte.
Am zweiten Tag regnete es sich schön den ganzen Morgen und Mittag ein, die Donots hatten aber anscheinend einen anderen Vertrag mit dem Wetter und so schien pünktlich zum Beginn der Show der Ibbenbürener Jungs die Sonne über Nordholz. Eine runde Mischung aus älteren (englischen) und neueren (deutschsprachigen) Liedern bringt ein Donots Konzert dahin wo es hingehört, auf den Siedepunkt. Eine riesige Überraschung war noch der Besuch von Mama Knollmann, die durfte nämlich ihren 70. Geburtstag auf der Deichbrand Bühne mit ihren Söhnen Ingo und Guido feiern. Ingo Donot lässt der Masse aber keine Verschnaufpause und haut zum Abschluss nach „Hier also Weg“ vom Album Karacho direkt das Twisted Sisters Cover „We’re Not Gonna Take It“ raus. Keiner blieb im Stillstand. Im Sonnenschein wurden wir mit „So long“ entlassen. Hold on, liebe Donots.
Weiter geht’s mit AnnenMayKantereit, der Sonnenschein bleibt bestehen, doch so langsam denkt man – Mensch Henning, habt ihr denn auch mal was neues auf Lager? – Keine Frage, was die Jungs da tun ist Weltklasse. Die Bestätigung haben die drei Kölner durch den rasanten Aufstieg in den letzten 3 Jahren zu genüge bekommen. Man kann ansonsten nichts Besonderes zu dem AMK Auftritt erzählen, er war gut, er war solide, aber er war wie immer. Manche OOOOHs und AAAAAHs über die krasse May-Stimme hörte man noch im Publikum, getanzt wurde ebenfalls. Im August spielen sie nach dem Festivalsommer noch ihr Heimspiel in Köln um sich dann (hoffentlich) auf neue Werke und eine neue Platte zu konzentrieren. Wir sind gespannt und halten Euch auf dem Laufenden.
Unser Highlight für dieses Wochenende spielte nicht auf einer riesen Bühne sondern im Palastzelt. Erst noch recht karg gefüllt erklingen die ersten „Dritte Wahl“ Töne in Form von „Geblitzdingst“ durch die Boxen. Und siehe da, das Zelt füllte sich mit Punk-Rock Fans. Die Rostocker tun es ihrem Rostocker Hip-Hop Kollegen Marteria gleich und spielten ihr neues Stück „Scotty“. Eine 50 minütige Zeitreise durch die Musikgeschichte von Dritte Wahl endete dann mit dem zum Crowd-Surfen einladenden Lied „Fliegen“, bei dem es sich Bassist Stefan wieder einmal nicht nehmen ließ, sich von der Menge durch das Zelt tragen zu lassen.
Fast parallel starteten Kraftklub auf der Firestage ihre Show, die man auf keinen Fall verpasst haben sollte, denn wann sieht man schon eine Show mit lebendigem Backdrop. Lebendiger was? Genau Backdrop, man nehme ein paar (viele) Jungs und Mädels, baut ein Gerüst auf die Bühne, studiert ein paar Choreos ein, tadaaa. Es sah super aus, als Felix auf der Bühne Stagediven konnte. Es wurde auch geheiratet, und zwar das Deichbrand Festival, nachdem sich die band vor zwei Jahren bereits verlobt hatte.
Oben genannter Rostocker Hip-Hopper Marteria war dann nach Kraftklub auch der Abschluss des Samstags auf den großen Bühnen. Mit „Roswell“ eröffnete er die Show. Als riesen Überraschung stand ihm beim zweiten Lied „Aliens“ sein Kumpel Arnim von den Beatsteaks alias Teutilla zur Seite. 90 Minuten Vollabriss mit Raps und Beats von Marteria und seinem Alter Ego Marsimoto. Doch die wichtigsten waren wohl die letzten 20 Sekunden, die durfte das Publikum gefühlte 100 mal durchleben. 80 mal mit Marteria von der Bühne und 20 mal mit Marteria mitten im Publikum. T-Shirts flogen, Pullover schmückten den Nachthimmel, immer wieder eine Pracht alle Menschen vor einer Bühne komplett ausflippen zu sehen. In diesem Sinne „Hallo I bims 1 Marteria Girl!“
Der Sonntag lief frei nach dem Motto „Keine Donots – Keine Sonne“. Geweckt wurden wir umgeben von einem See und unzähligen Schlammlöchern. Schnell stellte sich heraus, dass wir es geschafft hatten unsere Bleibe auf dem einzigen Fleck aufzubauen in dem sich das Wasser knietief staute.
Alles zusammen gepackt, ging es trotz Regen aufs Gelände um nach Jahren mal wieder den Emil Bulls zu lauschen. Jetzt zeigte sich der Sonntag Schlag auf Schlag mit Apocalyptica konnte das Publikum feinstem Cello Rock lauschen. Die Finnen gaben neben eigenen Hits auch bekannte Coversongs zum Besten. Wer jetzt Hip-Hop oder Singer-Songwriter Musik als Kontrastprogramm wollte musste sich entscheiden Genetikk und Cro auf den Hauptbühnen oder Drangsal im Palastzelt. Wir entschieden uns für den Mann mit der Maske und merkten, dass das Publikum, genau wie wir, auf den alten Cro abfuhr. Vielleicht brauchen wir einfach noch ein paar Autoreisen um Zeit zu haben, neue Stücke von Cro wirken zu lassen.
Biffy fucking Clyro und Billy Talent bieten dem Publikum einen Soft-Hard-Rock Abschluss.
Billy Talent heizten der Menge zum Abschluss ordentlich ein, Sänger Ben wirbelte über die Bühne zu den Billy Talent Hits wie „Surrender“ „River Below“ und „Devil in a Midnight Mass“. Den Abschluss in der Zugabe gab es mit „Red Flag“. Nassgeschwitzt und sichtlich happy leerte sich der Platz vor der Firestage. Einige Feierwütige zog es noch in das Palastzelt zu Turbostaat und Sxtn. Um 2.00 Uhr Nachts war Schicht im Schacht. Das Deichbrand Festival 2017 war Geschichte.
Wir bedanken uns für ein friedliches und freudiges Festival und freuen uns auf das 14. Deichbrand Festival am Meer 2018.
Donots