09.09.2017 – Sondaschule Open Air – Gelsenkirchen, Amphitheater

Mit vielen Geburtstagsgästen bei der feuchtfröhlichen Freiluftparty!
Nachdem die sieben Jungs aus dem beschaulichen Mülheim-Ruhr bereits am 18. Februar im kleinen Kreis in der Turbinenhalle in Oberhausen ihr 15 jähriges Bestehen gefeiert hatten, folgte nun die große Sause der Sondaschule Open Air im Amphitheater in Gelsenkirchen.
Mit dabei waren neben den Geburtstagskindern Sondaschule auch Das Pack, Pensen Paletti, El Fisch und Der Butterwege auch Massendefekt, Jaya The Cat, Montreal und als besondere Überraschung und zur großen Freude aller auch die berühmt-(und vor allem)berüchtigten Lokalmatadore. Das alles verteilt auf zwei Bühnen und mit genug Vorrat in flüssiger Form an den Getränkeständen verspricht doch von Beginn an einen klasse Abend, nicht wahr? Doch von Beginn an:
14:30 Uhr. Die Tore öffnen sich und die ersten Besucher laufen in Richtung Innenraum des Amphitheater in Gelsenkirchen um pünktlich zum Beginn eine Stunde später mit Pott Riddim am Start zu sein. Die fünf Jungs aus dem Ruhrpott sorgten mit ihren Songs im einem Stil, der sich tatsächlich am besten als „Death Reggae“ bezeichnen lässt, für den ersten Musikact des Nachmittags. Die schon anwesenden Besucher zeigten sich glücklich – noch hielt auch das Wetter.
In der Theorie sollte der nächste Act – „Jaya The Cat“ der Name der Band, die inzwischen in Amsterdam ihre Wahlheimat fand – direkt anschließend auf die Bühne gehen, doch leider machte die Verkehrssituation rund um Gelsenkirchen der Planung das erste Mal einen Strich durch die Rechnung. Mit einigen Minuten Verspätung kam die Skapunk-Band dann doch noch im Amphitheater an und hatten nach einem Turboaufbau noch knappe 20 Minuten Bühnenzeit. Diese 20 Minuten nutzen die fünf ursprünglich aus Boston stammenden Mitglieder der Band jedoch mit ihrem zwangsweise zusammengestrichenen Set voll aus. Dem Publikum gefiel es. Auch wenn es langsam zu zog und eine bedrohliche Schwärze am Horizont vermuten ließ, warum auf den Straßen rund um Gelsenkirchen das Chaos ausgebrochen war…
Montreal. Das ist selbstverständlich nicht nur eine Millionenstadt in Kanada, nein: Montreal besteht aus Yonas, Hirsch sowie Max Power und ist eine Band mit Hamburger Wurzeln. Die drei Punkrocker sind seit ihrer Gründung im Jahr 2003 weit über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus bekannt und konnten auch im Ausland schon den ein oder anderen größeren Erfolg verzeichnen. Zur Zeit sind die drei mit Ihrem neuen Album „Schackilacki“ auf Tour. Da die drei auch gute Freunde der Sondaschule sind, durften sie als Gäste auf der Geburtstagsfeier natürlich nicht fehlen und brachten – zum Glück – auch ihre Instrumente mit. War die Geschwindigkeit, in der die Crew von Jaya The Cat das Set aufgebaut hatte schon beeindruckend: Es war nichts gegen das Tempo, in dem die Crew von Montreal den Zeitplan nahezu wieder auf Reihe brachte. Wie man es von den drei Musikern fast schon kennt ging es vom Aufbau über den Soundcheck fließend in das Set über. Inzwischen regnete es Bindfäden, der Stimmung tat dies aber keinen Abbruch. Egal ob inzwischen fast schon als ältere Titel zu bezeichnende Songs wie Discozeit oder neue Songs wie Kino von der aktuellen Platte – das inzwischen schon zahlreicher gewordene Publikum feierte im Regen des Amphitheaters.
19:15. Inzwischen bilden sich kleine Bäche auf dem Gelände des Amphitheater in Gelsenkirchen. Macht nix. Das Intro von Massendefekt ertönt. Die vier Musiker aus dem Dunstkreis von Düsseldorf sind inzwischen nicht erst seit ihrem letzten Album „Echos“ eine feste Größe der deutschen Musikszene. Sie selbst bezeichnen ihren Musikstil als „Punk & Roll“ und das trifft es auch ganz gut. Nicht ganz ohne Gesellschaftskritik und Selbstironie aber dazu mit einer ordentlichen Portion Schmackes in den Gigs – das sind Massendefekt. Nach ihren drei Shows im Frühjahr in Berlin, Hamburg und Bochum ließen sich die vier Bandmitglieder auf die Einladung von Costa, Mirko, Chris und Co. nicht lange bitten und waren natürlich sofort bereit ihren Freunden aus Mülheim-Ruhr ein 40minütiges Ständchen bestehend aus feinstem „Punk & Roll“ zu geben. Quer durch die Diskographie der Band bestand das Set auch aus älteren Perlen der seit 2001 andauernden Geschichte von Massendefekt. Abgerundet durch einige Titel der (noch) aktuellen Scheibe Echos war die fast volle dreiviertel Stunde eigentlich viel zu schnell um. Aber hey: Inzwischen hatte es wieder aufgehört zu regnen!
Gut 20 Minuten später wurde statt eines Backdrops – wie er bei den vorherigen Bands des noch jungen Abends gehisst wurde – ein Trikot des FC Schalke 04 an der hinteren Bühnenkante in die Luft gezogen. Ebenso stilsicher kamen Fisch, Bubba, Rommel und Blüm auf die Bühne. Bunt und schreiend: „Wir sind die Lokalmatadore!“. Auftritte des Urgesteins der Oi-/Punkszene sind inzwischen leider sehr selten geworden. Umso mehr ein Grund mal so richtig die Sau rauszulassen. Und das ließ sich das Publikum nicht zweimal sagen. Zwei Worte bestimmten das Geschehen vor – aber auch auf – der Bühne: Totale Eskalation. Sichtlich mit Spaß bei der Sache und Textsicher wie eh und je ging es durch die 40 Minuten Stagetime. Ob des Wetters oder vielleicht auch wegen anderer Form Flüssigkeit sahen manche Besucher vermutlich schon etwas „fertig“ aus – das wurde von Fisch nur mit den Worten „Gib dem Jungen mal nen Bier, dann gehts dem besser!“ kommentiert.
Die nun folgende Umbaupause war ein kleines bisschen länger. Inzwischen waren wir wieder komplett im Zeitplan und der Himmel hatte seine Schleusen geschlossen. Perfekte Voraussetzungen für den eigentlichen Grund, warum das Amphitheater an diesem Abend die Pforten geöffnet hatte. Tim alias Costa, Mirko – auch als Chemokeule bekannt, Matthias, Fabian, Chris und Daniel aka Don Alfonso betraten die Bühne. Wie schon so viele Male zuvor begann das Set mit einer kleinen Vorstellungsrunde: „…weil wir von der Sondaschule sind…“ sang Costa den fast schon historisch traditionell gewordenen ersten Song des Sets. Auch auf den Rangplätzen hielt es inzwischen niemanden und wer noch in den Innenraum hineinpasste machte sich dorthin auf den Weg. Generell hielt es spätestens ab sofort niemanden mehr auf den Plätzen! Ein einem 15jährigen Jubiläum würdiges Set und Musiker, die absolut heiß auf das waren, was es dort zu feiern galt – viel besser geht es nicht mehr. Sehr schade, dass es um knapp nach 23:00 schon wieder die Glocke läutete und der Schulschluss anstand. Man blickte bei der Abreise trotz der Kapriolen, die uns das Wetter geschlagen hatte, nur in glückliche Gesichter und wir sind uns sicher, dass wir einen Großteil der anwesenden Gäste mit Sicherheit auch auf der im Herbst folgenden Deutschlandtour wiedersehen werden!