08.02.2018 – Kettcar – Hannover, Capitol

Kettcar begeistern 1.600 Zuschauer im ausverkauften Capitol
Ganze sechs Jahre ist es her, dass die Hamburger Indie-Rocker um Frontmann Marcus Wiebusch die niedersächsische Landeshauptstadt beehrten. Kurz darauf verabschiedete sich Kettcar 2013 in eine kreative Pause auf unbestimmte Zeit. Das lange Warten der Fans hatte im Juli 2017 endlich ein Ende. Kettcar kommen zurück – und das nicht einfach so: ein neues Album hört auf den Namen „Ich vs. Wir“ und eine Hand voll Konzerte wurden auch bestätigt. Nun geht es im Januar/Februar auf große Tour mit Halt am Schwarzen Bär in Hannover.
Los ging es im rappelvollen Capitol mit „Trostbrücke Süd“ vom aktuellen Album und dem ersten absoluten Klassiker „Balkon gegenüber“. Schon zu Anfang sagte Reimer Bustorff, dass die Abende in Hannover immer etwas Besonderes seien und dass er schon „heute Mittag um 12 Uhr bei der ersten Dose Bier auf dem Kröpke“ wusste, dass es auch heute wieder ein guter Abend wird – das Publikum stimmte zu.
Dass Kettcar eine sehr politische Band ist, ist längst bekannt. Konkret wurde es mit „Sommer `89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)“. Der erste Kettcar Song nach der Pause beschreibt die Flucht einer Familie aus der ehemaligen DDR aus Sicht eines deutschen Fluchthelfers. Er kündigte den Song scherzhaft mit den Worten an, dass sie ja nun ab jetzt als „Politpunk Band“ gelten.
Im weiteren Verlauf kündigte Wiebusch ihren „Emo-Block“ im Set mit 3 Liebesliedern am Stück an. Was folgten waren „Rettung“ und „48 Stunden“ bis er mit einem Augenzwinkern noch einmal den dritten Song nachlegte. „Viele sagen, dass wir Sommer `89 zu schnell spielen und dass zu viele Liebeslieder im Set sind. Ich habe die Vision so lange mit der Band weiterzumachen, bis man keinen Unterschied zwischen politischen Songs und Liebesliedern mehr erkennt. In 25 Jahren sind wir dann soweit. Hier kommt das Politbrett ‚Balu der Tanzbär´“
Zu jedem Song hatten Wiebusch oder Bustorff eine kleine Anekdote bereit und so erzählte Bustorff von der Entstehung des Songs „Mannschaftsaufstellung“. Um den Song abzurunden rief er seinen „alten Freund Manni Breuckmann beim WDR“ an und sagte ihm, er hätte ein Lied gegen die ganzen „AfD-Idioten und Rechtspopulisten“ geschrieben und benötigte seine Hilfe. So sprach Breuckmann den Kommentar für das Intro des Songs ein.
Nach ca. 70 Minuten verabschiedeten sich die Hamburger das erste Mal von ihrem Publikum und verließen kurz die Bühne. Dass es das noch nicht gewesen sein kann war schnell klar und so ging es mit einigen Zugaben weiter. Wiebusch kündigte nun – wieder mit einem Augenzwinkern – einen Coversong an. Was kam war „der Tag wird kommen“, den er in der Kettcar-Pause für sein Soloalbum Schrieb. Ohne „Landungsbrücken raus“ darf kein Kettcar Konzert zu Ende gehen und so auch an diesem Abend. Nach rund 90 Minuten wollte die Band dann endgültig die Bühne verlassen, doch die Fans waren damit nicht einverstanden und so gab es doch noch einen allen letzten Song. „Wir haben 90% unserer Konzerte mit Balu oder Landungsbrücken beendet, doch wir haben noch einen letzten Rausschmeißer für euch“.
Mit „Den Revolver entsichern“, gleichzeitig auch letztes Song des neuen Albums“ ging ein großartiger Abend im Capitol zu Ende – hoffentlich nicht der letzte mit Kettcar!