Rock am Ring 2022 – Tag 1
90.000 ausgehungerte Fans rocken Rock am Ring Debüt nach zweijähriger Zwangspause
Ausverkauft – meldeten die Veranstalter des größten Festivals in Deutschland vergangene Woche.
Seit Mittwoch sind die Pforten zu den Campingflächen, die bereits nach kurzer Zeit wie gewohnt gefüllt sind, geöffnet. Im Lidl Rock Shop kann man sich fast rund um die Uhr mit allem eindecken, was das Rock am Ring – Fan-Herz so benötigt. Vorbei sind die Zeiten als man noch dreirädrige Bollerwagen, voll beladen bis oben hin mit Lebensmitteln für fünf Tage, über Kies und Wiesen bis zum Zeltplatz zerren musste.
Wer dann die ersten zwei Camptage unbeschadet überstanden hat, stand pünktlich um 14:00 vor der Utopia Stage. Die Donots haben zum kollektiven Ausrasten und zur gebührenden Eröffnung der Festivalsaison gerufen, tausende folgten. Schon früh waren die Wellenbrecher-Bereiche vor der Hauptbühne gut gefüllt.
Ein Jahr Pause hatten die Donots Ende 2019 prophezeit, gut 890 Tage wurden es letztlich, in denen die Band nicht mehr vor großem Publikum spielen konnte. Voller Power und ungläubig über die Massen an Menschen die vor der Bühne gemeinsam zu den Songs „Calling“ und „Wake the Dogs“ ausrasten, geben der Sänger Ingo und Band alles. Als Sahnehäubchen covern diese „Hier kommt Alex“ von der Düsseldorfer Band Die Toten Hosen. Doch als wäre das nicht schon genug, lassen es sich Campino, Andy, Kuddel und Breiti nicht nehmen, anlässlich ihres 40 jährigen Bandjubiläums, selbst am Ring die Instrumente in die Hand zu nehmen und gemeinsam mit den Donots und Eike am Schlagzeug, „Hier kommt Alex“ zum Besten zu geben. Das Publikum dreht spätestens jetzt durch und feiert diese gelungene Überraschung.
Leicht verzögert stehen Weezer aus Los Angeles auf der Hauptbühne. „Hash Pipe“ eröffnet das Set der Amerikaner und führt weiter durch eine Reise der musikalischen Bandgeschichte. Covern liegt hoch im Trend, so staunte der ein oder andere Fan nicht schlecht, als mit „Africa“ Klänge der Band Toto durch die PA jagen. Abschließend bringen sie ihren all time favorite „Island in the sun“.
Ein weiteres Highlight steht mit Måneskin, ESC-Gewinner 2021, auf dem Plan.
Die Italiener beginnen ihr Ring-Debut mit ihrem Sieges-Song „Zitti E Buoni“. Sänger Damiano David ist von oben bis unten in engen roten Lack Klamotten gekleidet und bewegt sich gekonnt lasziv über die Bühne.
Niemand würde dieser Band ansehen, dass sie noch recht frisch im Business ist. Bassistin Victoria präsentiert ihre Soli auf den Knien hockend, Gitarrist Thomas spielt seine Riffs am Ende des Bühnenstegs inmitten der Fans.
Mit ihrem Pro-Ukrainischen Song „We‘re gonna Dance on Gasoline“ gibt die Band noch ein klares Statement zur aktiven Unterstützung der Ukraine ab. Bevor der Hit „I wanna be your Slave“ den Abschluss des gut 45-minütigen Sets gibt, gibt es mit „I wanna be your Dog“ noch ein Iggy & the Stooges Cover auf die Ohren.
Mit Einbruch der Dunkelheit beginnen die Broilers ihre Show auf der Utopia Stage. Die Band muss an diesem Tag leider auf ihre Bassistin Ines verzichten, die krankheitsbedingt kurzfristig durch ihren Mann ersetzt wurde. Die Broilers haben sich in den letzten Wochen mit Clubshows auf den ersten Open-Air Sommer seit zwei Jahren vorbereitet und bringen die Menge gekonnt bei „Zurück zum Beton“ und „Schwerverliebter Hooligan“ zum moshen. Wer lieber springt und tanzt, ist mit „Wo es hingeht“ und „Alice und Sarah“ bestens versorgt. Auch ruhige Klänge tönen über das Infield, bei „Nur nach vorne gehen“ zünden sich rauchenden Bengalos und färben die Menge in rot.
Während auf der Utopia Stage die Gitarren zerren und die Drums smashen, geben sich auf der Mandora Stage am Freitag die HipHop Größen die Klinke in die Hand.
So wird nach seiner Show, Jan Delay als heimlicher wahrer Headliner bezeichnet. Mit seiner Kombo Disko No. 1 bringt er Hamburgs feinsten HipHop zum Ring.
Und genau so soll es im Anschluss weiter gehen, wieder aus dem Norden, wieder HipHop und dieses Mal ist es Marteria der von Level zu Level bis zum zum Endboss springt. Mit „Love, Peace and Hapiness“, „Marteria Girl“ und „Bengalische Tiger“ holt Marten Laciny, so Marteria bürgerlich, seine Fans aus der Coronapause ab.
Anscheinend hat auch Campino nach der Stippvisite am Mittag bei den Donots noch nicht genug, und stattet seinem guten Freund Marten zu dessen „Scheiß Ossis“ einen Besuch ab.
Headliner am Abend und für einige schon vorab das Highlight des Wochenendes: Green Day auf der Utopia Stage. Es tummelt und drängelt sich vor der Bühne, gefühlt dürfte vor den anderen Bühnen gähnende Leere herrschen während Green Day mit „American Idiot“ ihr Set beginnen.
Anfangs noch scheint der Sound in den hinteren Bereichen nur eingeschränkt zu funktionieren, sodass Pfiffe und Rufe nach mehr Lautstärke die hinteren Reihen beherrschen. Das Problem wurde gelöst und die Party konnte für alle weiter gehen.
Selbst wer die Band nicht zu seinen Liebsten und die Songs nur aus dem Radio und von Partys kennt, wird schnell überrascht und merkt, dass fast jedes der gespielten Lieder bekannt ist. Sänger Billie Joe Armstrong macht diesen Abend für zwei Fans zu einem unbegreifbaren Erlebnis. Zuerst holt er einen Fan auf die Bühne, der sein Glück kaum fassen kann, um mit ihm ein paar Zeilen zu singen. Etwas später dann, darf ein Mädel auf der Bühne Gitarre spielen und diese als Andenken mit nach Hause nehmen.
Mit Knalleffekten, Konfetti und Feuerwerk verabschieden sich Green Day fulminant vom Ring.
Fazit Tag 1:
Kein Regen, vielleicht ein bisschen Sonnenbrand und viele viele gute Momente für die Fan Seele nach zweieinhalb Jahren musikalischer live Durststrecke.
Broilers
The Offspring
Måneskin
Weezer
Donots