Rock am Ring 2023 – Tag 3
Der Ring will sich einfach von seiner besten Seite zeigen: Weiterhin, auch an Tag drei, kein Regen und keine Wolke in Sicht. Die Ringrocker scheinen super vorbereitet zu sein und haben genug Wasser, Sonnencreme und Sonnenhüte dabei.
Der Veranstalter fordert auf Leinwänden, Push-Benachrichtigungen in der App und über Ansagen zu „Stay Hydrated“ auf. Die Kostenlosen Wasserstellen auf dem Gelände werden von den Besuchern gut angenommen.
Mit Sum41 startet unser Sonntag und lässt uns alle für 60 Minuten schlagartig Teenie sein. Mit Motivation starten wir in eine Reise durch unsere Teenager Zeit mit Tony Hawk und Co.
Sänger Deryck, im übrigen kein Jahr gealtert, fordert zu Moshpits all over the Infield auf und wird erhört. Die Menge hat sichtlich Spaß am Besuch der Kanadier. Für viele wird es nicht nur das erste mal sein, die Band live gesehen zu haben, sondern eventuell sogar zugleich das letzte mal. So hat die Band im Frühjahr ihre Auflösung bekannt gegeben. Ein Album und eine Welttournee wird es aber noch geben. Neben Fat Lip und Still Waiting ist auch ihre Ballade Pieces im Set vertreten.
Machine Gun Kelly – für einige ein Highlight, für andere eine Überraschung. Auch, wenn man wie wir, wenig bis gar keine Lieder des Künstlers kennt, wurde man von seiner Show ab der ersten Minute mitgerissen. In silbernen Ganzkörperoutfit und aufgestellten Haaren startet die Show auf einem Podest auf der Bühne. Beim Song Maybe bekommt er Unterstützung von Bring Me The Horizon Sänger Oli Sykes.
Selbst Gitarre spielend und zwischendurch die Fans in der ersten Reihe begrüßend geleitet Machine Gun Kelly uns kurzweilig durch den Abend. Ein kleine Highlight war wohl das Cover Feel Good Inc der Gorillaz. Zum Abschluss klettert er bei seinem Hit my ex’s best friend auf die Notausgangsaufbauten jenseits der Menge in den Sonnenuntergang und performt von dort. Nach dem Song schaut er sich gemeinsam mit der Menge das Leinwand Video zu Pressure an und klettert anschließend lässig wieder auf den Boden. Im Abgang lässt er es sich nicht nehmen, die Fans in der Reihe eins persönlich zu begrüßen, Foto- und Autogrammwünsche zu erfüllen, bevor er die Bühne Richtung Backstage Bereich verlässt.
Headliner 2023 – am Sonntag – Zum zehnten Mal am Ring – Die Toten Hosen
Die Hosen sind kein Punkrock mehr und Keine Rocker mehr bei Rock am Ring – alle sagen das, heißt es im gleichnamigen opener. Wir lassen uns überraschen, was von diesen Behauptungen wahr ist und ob Campino & Co. Mit 60 Jahren noch so abliefern, wie beim ersten Mal am Ring.
„Kein Auswärtsspiel“ kündigt Campino das zweite Lied der Band an diesem Abend an. Rock am Ring ist schließlich so etwas wie das Wohnzimmer der Hosen. Mitten im Lied wehen Fahnen, Menschen steigen sich auf die Schultern und bunter Rauch vernebelt die Sicht im Moshpit.
Altes Fieber, Bonnie & Clyde und Liebeslied gehören wohl zu den berechenbaren Setlist-Positionen. Die erste Überraschung gibt es mit dem Lied Schlampe. Erst in diesem Jahr wurde es uraufgeführt und dürfte eher etwas für eingefleischte Fans oder jene im höheren Alter sein. Der Menge ist es egal, denn die geht bei den Klängen zu selbigem voll mit.
Eine Hommage an die Feuerwehr, ein Gruß ins Paradies und an den Wannsee später, kniet die gesamte Menge vor der UTOPIA STAGE zu den Gitarrenklängen zu Steh auf. Sänger Campino besteht darauf, dass auch der letzte mitmacht. Er hätte genug Zeit, sagt er, „alle, alle, alle oder keiner“ tönt es über den Platz. Bis auf die Fahnenschwenker hat es nun auch der letzte Ringrocker geschafft, der Ring hockt, bis das erste Mal „Steh auf, wenn du am Boden bist“ ertönt.
Bevor die Klassiker Hier kommt Alex, Alles aus Liebe und Wünsch DIR was aus den Kehlen dröhnen, brennt der Ring bei Pushed Again, unzählige Bengalos tauchen das Infield in feuriges rot.
Der erste Zugabenblock kündigt sich an. Und was wäre ein Hosen-Abend ohne Sauflieder. Campi entschuldigt sich, dass das Lied nicht von ihm sei und zeigt auf Gitarrist Kuddel der verantwortlich für Text und Musik bei Eisgekühlter Bommerlunder war. Die Menge tobt „Schinken!, Ei!“
Bei Schönen Gruss und auf Wiedersehen könnte man meinen: Schluss aus vorbei. Aber wer die Hosen kennt, weiß, ohne You‘ll Never Walk Alone, wird keine Show beendet.
Doch was ist jetzt los? Ein lautes „Aaaaah“ schreit aus den Boxen. Sind das? Das sind doch die? Das sind die Ärzte. Schrei nach Liebe von den Ärzten, gespielt von den Hosen. Ein Brett, was die Menge nochmal aus der Reserve lockt. Zugegebener Maßen kündigt Campino an, den Song einer Berliner Newcomer Band zu spielen um diese etwas beim Erfolg zu unterstützen. Zum Abschluss ein Fahnen, Schal und wedelnde Shirts Meer im Publikum, zu You’ll Never Walk Alone.
Last But Not Least – Thees Uhlmann & Band auf der ORBIT STAGE. Die Massen wühlen sich Richtung Bühne und direkt daran vorbei. Nur der harte Uhlmann-Ultra Kern tummelt sich vor der Bühne. Wer Thees kennt, weiß, dass er es nicht bereuen wird, zu später Stunde noch ein wenig Gitarrenmusik zu lauschen.
Und als wäre Thees mit seinen Liedern „& Jay-Z singt uns ein Lied“, „Zum Laichen und sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ und „Avicii“ nicht schon Abschluss genug, kündigt er urplötzlich besondere Gäste an. Gerade noch als Headliner auf der UTOPIA STAGE singen jetzt Die Toten Hosen als Freunde von Thees Uhlmann mit eben diesem ihr Liebeslied. Thees ist sichtlich glücklich, Andi und Breiti etwas verloren ohne ihre Instrumente und Kuddel hat Spaß, während er noch einmal die Gitarre in die Hand nehmen kann. Was für eine Überraschung für alle die noch nicht auf der Heimreise sind.
Vielleicht sind die Toten Hosen nicht immer mehr Punkrock, aber immer noch für jeden Spaß zu haben.